Mit mir wenn ich ein kind

Doch sind es immer nur die Eltern, die alleine die Schuld an einer schlechten oder abgebrochenen Beziehung zu ihren Kindern tragen? Oder hat so manches erwachsene Kind vielleicht auch überzogene Erwartungen an seine Eltern? Als Außenstehender lässt sich das kaum beurteilen.

Sicher ist aber: Jeder Kontaktabbruch lässt sich aus der Kinder- und der Elternperspektive erzählen – und die Erzählung wird sich je nach Blickwinkel immer unterschiedlich anhören.
Sabine Böhler hat im Rückblick weder das Gefühl, ihrem Sohn zu wenig Geborgenheit, noch zu wenig Anerkennung gegeben zu haben. Böhler hat insgesamt vier Kinder, die heute alle erwachsen sind. Zu den andern drei hat sie ein gutes Verhältnis, sagt sie. Auch die Zeit, in der ihr Sohn und seine drei Geschwister noch junge Kinder waren, hat sie in guter Erinnerung:
"Für mich jedenfalls war es ein normales Familienleben: Aufstehen, Frühstück machen, Mittagessen, nachmittags mal ein bisschen reden oder Abendessen. Dann die Kinder dahin bringen oder dahin bringen. Wie das halt so ist. Der eine ging zum Ballett, der andere zum Cello-Unterricht. Also ganz normal."

Ernsthaft miteinander reden – "Das gab es nicht"

Heute, nach vielen Jahren Grübelei, ist Sabine Böhler aber auch bewusst geworden, dass es schon damals eine Sache gab, die im Zusammenleben mit ihrem Sohn nicht gut funktionierte: ernsthaft miteinander reden.
"Aber es waren nie irgendwelche Themen, die jetzt, sagen wir mal: Besonders wichtig waren. Also im Nachhinein so. Das ging dann um die Schule, es ging um die Freunde. So: Hör mal, wie ist das – bist du hier glücklich oder so? Oder fehlt dir irgendwas? Diese Themen gab es nicht. Die hat er auch bewusst vermieden. Wie gesagt, wenn es also in diese Richtung irgendwie ging, dann ging er. Dann musste er auf die Toilette oder musste irgendwie was anderes machen. Aber reden über wirklich wichtige Themen, das wollte er nie. Auf gar keinen Fall. Schon als Kind nicht. Ich weiß nicht, was es ist, vielleicht hat er das von meinem Ex-Mann, der redete auch nicht. Das war auch hauptsächlich der Grund für die Scheidung, weil er auch nicht reden wollte."
Sorgen um die Beziehung zu ihrem Sohn macht Sabine Böhler sich damals nicht. Unbewusst, so sieht sie es heute, schiebt sie das Problem auf seine Pubertät. Erst als ihr Sohn Anfang 20 ist, wird ihr immer wieder klar, dass sie besonders bei Streitereien nicht an ihn herankommt.
"Es ist völlig enervierend. Sie stehen da, derjenige geht raus und Sie stehen mit dem Thema da und denken: Äh, das kann es doch jetzt nicht sein. Da muss doch noch was gesprochen werden. Aber wenn der andere nicht will, was wollen Sie machen?"
Als Böhlers Sohn von zu Hause auszieht, schränkt er eines Tages auch den oberflächlichen Alltagskontakt zu seiner Mutter ein.
"Wir haben uns ja öfter gesehen. Wir waren ja meistens zusammen einkaufen, seine Lebensmittel. Und weil er kein Auto hatte, sind wir dann einkaufen gefahren. Und dann wollte er das nicht mehr: Ich kann das alleine, ich bin dafür alt genug."
Kurz darauf bricht ihr Sohn den Kontakt vollständig ab. Es dauert lange, bis Böhler das richtig bewusst wird. Denn ihr Sohn spricht nie aus, dass er die Beziehung zu seiner Mutter von seiner Seite als beendet betrachtet: Immer wieder klingelt Sabine Böhler an seiner Haustür oder versucht, ihn anzurufen. Am Anfang alle paar Tage, später alle paar Wochen aufs Neue. Jahrelang geht das so.

"Was hast du gemacht? Was könnte es sein?"

Vor jedem neuen Versuch keimt Hoffnung in ihr auf: Vielleicht klappt es ja diesmal. Vielleicht geht ihr Sohn nun endlich ans Telefon, öffnet endlich die Haustür und erklärt ihr wenigstens, was los ist. Doch nichts passiert. Besonders in der ersten Zeit bricht für die vierfache Mutter jedes Mal eine Welt zusammen.
"Man geht am Anfang mit dem Gedanken ins Bett und steht damit auch wieder auf. Das dauert eine ganze Zeit, bis man da abends mal nicht mit dem Gedanken einschläft: Was hast du gemacht? Was könnte es sein? Wie kannst du das ändern? Kannst du noch irgendwas machen?"
Auch wenn es aus Sabine Böhlers Perspektive kaum nachvollziehbar ist, vermutet die Psychotherapeutin Dunja Voos, dass der Kontaktabbruch auch Böhlers Sohn nicht leichtgefallen ist.
"Die Eltern haben oft den Eindruck, die Kinder machen das eiskalt und die leiden gar nicht. Aber die Kinder leiden sehr. Ich hab es bis jetzt noch nicht anders gesehen, als dass die Kinder genauso leiden wie die Eltern auch."

"Meine Eltern haben mich nie verstanden"

Dunja Voos behandelt häufig erwachsene Kinder, die den Kontakt zu ihren Eltern abgebrochen haben. Auch dass die Kinder ihren Eltern keinen konkreten Grund für das andauernde Schweigen nennen, ist für Voos nichts Ungewöhnliches.
"Ich glaube, dass die Worte dafür fehlen, dass Vieles aus dem unbewussten Bereich kommt – und sowohl Kinder, als auch Eltern gar nicht darüber sprechen können. Das ist so ein bisschen wie wenn man in so eine angespannte Situation kommt und man merkt: Da ist irgendwie Spannung in der Luft und kann das gar nicht so richtig in Worte fassen. Und so ähnlich ist es bei diesen Eltern-Kind-Kontaktabbrüchen auch, dass die Kinder einfach sagen: Meine Eltern haben mich nie wirklich emotional verstanden. Das ist deren Sicht. Und wenn man mit den Eltern spricht, dann sagen die: Ich hab doch mein Kind immer verstanden. Und wo da die Schnittstelle ist, warum das Verstehen nicht stattgefunden hat, wirklich, das ist wirklich schwer herauszufinden. Das ist auch in jedem Fall ganz anders."
Der Sohn von Sabine Böhler hat den Kontakt zu seiner gesamten Familie abgebrochen: nicht nur zur Mutter, sondern auch zum Vater, den Geschwistern, Tanten, Onkeln und Großeltern. Viele Kontaktabbrüche laufen so ab. Denn ausschließlich den Kontakt zu einem Elternteil abzubrechen, wäre für die meisten Kinder eine besondere Herausforderung, erklärt Dunja Voos.
"Manche beschließen, einfach nicht mehr die Mutter zu sehen oder einfach nicht mehr den Vater zu sehen. Und dann versuchen sie das und merken, dass das gar nicht geht, weil man sich nicht aus dem Weg gehen kann oder aber der Bruder sagt dann auf einmal: Nein, wenn du mit der Mutter keinen Kontakt mehr hast, dann will ich mit dir auch keinen Kontakt mehr haben. Und das ist ein langer Entwicklungsprozess und der endet aber oft damit, dass der Kontakt zu einem größeren Familienkreis abgebrochen wird."

Trauer, Zweifel, Selbstvorwürfe

Neben der Trauer, den Zweifeln und Selbstvorwürfen, plagt viele Eltern noch ein anderes Gefühl: Sie schämen sich vor anderen und fürchten, sich für den Kontaktabbruch rechtfertigen zu müssen. Um beinahe jeden Preis versuchen deshalb viele zu verhindern, dass andere sie auf den Sohn oder die Tochter ansprechen.
"Ich kenne Eltern, die Familienfeste meiden oder überhaupt alles Offizielle, wo sie jemanden treffen könnten, der nach den Kindern fragt. Manche Eltern ziehen sich wirklich zurück. Andere leben weiter wie bisher und fürchten aber immer diese Fragen. Aber die Bekannten drumherum, die spüren auch, dass da was ist, und die fragen dann auch erst gar nicht und dann entstehen wieder so Situationen, wo jeder merkt, da liegt was in der Luft. Viele fangen wirklich deswegen eine Psychotherapie an oder gehen sogar in eine Klinik, weil der Schmerz so groß ist, dass sie den nicht aushalten."
Andere suchen Unterstützung und Gleichgesinnte in Selbsthilfegruppen. Das kann Linderung verschaffen. Doch nur ganz wenigen gelingt es, wirklich dauerhaft mit dem Kontaktabbruch zurechtzukommen.
"Und ich kenne es auch, dass viele Mütter sagen: Egal, was ich mache. Egal, welchen Urlaub ich plane oder welche Freundin ich besuche: Alles wird immer überschattet von diesem einen Fehlen. Und immer wenn das Telefon klingelt und wenn ich Post kriege, dann hoffe ich einfach, das ist von meinem Sohn oder von meiner Tochter. Und wenn das dann jemand anderes ist, was ja eigentlich immer jemand anderes ist, dann ist die Enttäuschung jedes Mal groß und die Eltern leben da jeden Tag mit. Und viele finden das sogar schlimmer, als wenn das Kind tot wäre. Sie sagen: Es lebt ja noch und ich hab da eine Lücke und ich kann nicht trauern und ich weiß nix und diese Ungewissheit finden sie total schlimm."

Wenn die Liebe und Geborgenheit fehlt

Im Leben der Eltern von Martin Osterberg gibt es diese Lücke nicht. Jedenfalls nicht offiziell. Martin Osterberg, der eigentlich anders heißt, ist Anfang 50, trägt graue Haare und Dreitagebart. Er hat ein Buch mit dem Titel "Das kalte Haus" über seine Kindheit und die Beziehung zu seinen Eltern geschrieben, zu denen er formal Kontakt hält.

Er ruft sie zum Geburtstag an, auch wenn die Gespräche jedes Mal nur wenige Minuten dauern. Und trifft sich mit ihnen, wenn auch höchstens einmal im Jahr oder seltener - und jedes Mal widerwillig. Doch innerlich hat Osterberg die Beziehung zu seinen Eltern schon vor Jahren aufgekündigt.
"Es gab ja Phasen, in denen ich keinen Kontakt mehr hatte. Einmal fast ein Jahr lang. Das war in der Zeit, bevor es Handys gab, da war das noch relativ einfach. Man ist einfach nicht ans Telefon gegangen. Und die Erkenntnis ist die, dass man seine Eltern nicht los wird, nur weil man woanders hingeht, auch wenn man sie nicht mehr sieht. Das ändert nicht mein Problem, was ich mit mir habe, nämlich, dass mein Vater in mir drin steckt und ich damit immer jeden Tag zurande kommen muss."
Objektiv betrachtet hatte Martin Osterberg eine gute Kindheit und Jugend: Geboren in den 60ern, wuchs er zusammen mit seinem jüngeren Bruder wohlbehütet bei seinen Eltern auf. Erst in einer gemieteten Stadtwohnung, später in einem Einfamilienhaus auf dem Land, das der Vater mit harter Arbeit und viel Eigenleistung zusammengespart hatte.

Im Winter fuhr die Familie in den Skiurlaub und im Sommer zum Campen, ausgerüstet mit einem Wohnwagen voller Vorräte, die die Mutter selbst eingekocht hatte. Osterberg hatte Freunde, interessierte sich nie großartig für die Schule, schaffte aber trotzdem sein Abitur. Materiell fehlte es der Familie an nichts und doch hat Osterberg stets etwas vermisst, für das er erst viele Jahre später, als Erwachsener, das passende Wort fand.
"Liebe. Mein Vater ist ein klassisches Kriegskind, würde ich sagen, der nie gelernt hat – weil er selber einen abwesenden Vater hatte, weil er eine sehr harsche Mutter hatte – mit Gefühlen umzugehen und sie zu zeigen und ist sich auch, glaube ich, dessen nie bewusst geworden. Und der seiner Umwelt ein ganz schreckliches Misstrauen und eine Missgunst entgegenbringt, die sich auch auf seine Familie, aber auch auf alles andere auswirkt und die Welt um ihn herum total vergiftet.
Meine Mutter ist so jemand, der sein Fähnlein in den Wind hängt. Wenn man mit ihr diskutiert, pflichtet sie einem ja auch immer bei und dann kommt der nächste, der erzählt das Gegenteil, dann hat der auch Recht. Also sie ist jemand, also eigentlich eine fürchterliche Opportunistin, die gerne auch nach unten tritt. Also jetzt nicht offensiv schlecht, aber so auf sie herabschaut. Ich hab meine Mutter als Kind abgöttisch geliebt, eigentlich, sehr lange. Bis mir dann diese Sachen auch aufgefallen sind, dieses wahnsinnig opportunistische Verhalten."

"Familien – das sind Notgemeinschaften"

Fragt man Osterberg nach einer Situation, die einen Außenstehenden sein Familienleben, das er als so unangenehm in Erinnerung hat, besser nachvollziehen lässt, erzählt er ausgerechnet von einer Zeit, die viel fröhlicher war, als Osterberg es von zu Hause gewohnt war.
"Mir fällt was ein, was vielleicht ganz gut zu erzählen ist, nämlich, dass mein Vater irgendwann mal von einer Geschäftsreise zurückkam und plötzlich nicht mehr er selber war. Und plötzlich ein sprudelnder, witziger Mensch war, der versuchte, emotional Kontakt aufzunehmen und wir das aber alle als Familie, so hab ich das jedenfalls in Erinnerung, eher schrecklich fanden, weil wir das ja nicht gewohnt waren. Plötzlich war da jemand, der ständig plapperte, der ständig irgendwas erzählen wollte, Witze riss. Plötzlich war er ein verwandelter Mensch und wir kamen damit überhaupt nicht klar, weil wir das nicht gewohnt waren, dass er sich uns zuwandte und was von uns wissen wollte, dass er uns Fragen stellte. Das war dann irgendwann wieder zu Ende und wir waren eher erleichtert, dass wir unseren alten Vater wiederhatten, der in der Ecke saß, Zeitung las und uns ab und zu anraunzte und ansonsten nicht viel mit uns zu tun hatte."
Viele Jahre stellt Martin Osterberg sich selbst und seine Familie nicht infrage, schließlich ist er noch ein Kind. Doch er spürt schon früh, dass er sich dort nicht aufgehoben fühlt.
"Das war eben das Absurde. Ich hab diese Familie als vollkommen normal empfunden und eher den Schluss daraus gezogen: Alle Familien sind so, das hab ich wirklich fest geglaubt. Alle fühlen sich nicht wirklich heimisch in ihrer Familie. Das sind Notgemeinschaften, die durch die Genetik entstanden sind, aber das heißt noch lange nicht, dass die Menschen sich mögen müssen. Manche haben vielleicht Glück und mögen sich, aber ansonsten ist das eher so: Man wird mit Leuten zusammengesperrt, mit denen man lieber nicht irgendwie was anfangen möchte. Das war meine Vorstellung von Familie. Erst als ich meine Frau kennengelernt habe, die ja damals schon ein Kind hatte, habe ich eigentlich gemerkt, dass das auch anders geht. Dass Familie mehr sein kann als nur Ernährung, Obdach und Gefühllosigkeit."
Gleich nach dem Abitur zieht Martin Osterberg zum Studium in eine weit entfernte Stadt. Seitdem sieht er seine Eltern höchstens einmal im Jahr, meist aber noch seltener. Immer wieder hat er überlegt, den Kontakt zu ihnen vollständig abzubrechen und sich die seltenen, aber für ihn qualvollen Stunden belanglosen Smalltalks nicht mehr anzutun.

"Der sichere Hafen, der Zufluchtsort fehlt"

Doch je häufiger er darüber nachdachte, desto mehr stellte er für sich selbst fest, dass der Kontaktabbruch ihn nicht für das entschädigen könnte, was er bis heute vermisst – und ihn folglich nicht weiterbringt.

"Ich hab einfach dieses Problem, das hat jeder, der so eine Familie hatte, dass eben dieser letzte Zufluchtsort, dieser letzte sichere Hafen fehlt. Und es gibt Momente, in denen ich merke, ich hab den nicht und ich würde ihn jetzt vielleicht auch nicht unbedingt in Anspruch nehmen wollen. Ich möchte nicht unbedingt einlaufen in diesen Hafen. Aber eben die Erkenntnis, dass ich ihn auch nicht im Notfall hätte, die kann einen ziemlich fertigmachen. Und das ist eben der Unterschied zu anderen, die ein emotional funktionierendes Elternhaus hatten. Wie meine Frau zum Beispiel. Wenn wir uns streiten, richtig fies und dann steh ich am Ende da und hab das Gefühl: Scheiße, ich kann nicht irgendwo hin, wenn wir uns jetzt trennen. Meine Frau ist mein Hafen, meine kleine Familie, die ich mir da gebaut habe, das ist mein Hafen und wenn der kaputt geht, hab ich keinen anderen. Ich kann rein formal zu meinen Eltern gehen, ich werde dort ein Bett kriegen, ich werde dort was zu essen kriegen, aber ich werde nicht in den Arm genommen werden und sagen: Du bist hier richtig, du kannst nichts falsch machen, komm erst mal an, du arme Sau. Das bin ich für meine Kinder, hoffentlich. Und das sind die Eltern meiner Frau für meine Frau. Und auch wenn die mal weg sind, wird sie immer dieses Gefühl haben: Sie hatte diesen Hafen und der gibt einem einfach eine Sicherheit im Leben, die Leute wie ich nicht kennen."

"Kinder lieben ihre Eltern"

Aus der Beziehung mit einem Partner können wir uns lösen, einen Schlussstrich ziehen und irgendwann, vielleicht nach unglücklichen Wochen, Monaten oder Jahren abschließen mit dem, was war, und mit einem neuen Partner wieder glücklich werden.

Aber eine Trennung von den Eltern? Geht das überhaupt? Psychotherapeutin Claudia Haarmann hält solch eine Trennung zumindest für eine der größten Herausforderungen. Obwohl sie meist von den Kindern selbst angestrebt wird.
"Davon bin ich zutiefst überzeugt: Kinder lieben ihre Eltern. Grundlegend. Weil: Da kommen sie her, das sind die Wurzeln, mit der Mutter gab es ja eine Nähe, die es nie wieder mit einem Menschen so geben wird, durch die Schwangerschaft, die man gemeinsam sozusagen durchgemacht hat. Diese Symbiose, die es da gab. Das hat auch natürlich genetische Gründe. Man fühlt sich ja mit den Eltern doch zutiefst verbunden. Das ist das Grundgefühl. Und deswegen ist diese ganze Thematik ja auch so problematisch."
Die Verbindung zwischen Kindern und Eltern geht also über das bloße Kontakthalten durch regelmäßige Besuche, Telefonate oder WhatsApp-Nachrichten hinaus, denn auf gewisse Weise stecken unsere Eltern in jedem von uns drin. Auch, wenn wir auf diese üblichen und nach außen sichtbaren Rituale verzichten.
Doch nicht jeder will das akzeptieren und sucht stattdessen noch als Erwachsener jenseits der 30 oder 40 in Internetforen nach einer neuen Mutter oder einem neuen Vater, weil die Beziehung zu den leiblichen Eltern schon immer schwierig war oder seit Jahren gar kein Kontakt mehr besteht.

Die Beiträge in den Foren klingen nicht selten verzweifelt und sie zeigen: Der Wunsch nach einer guten Beziehung zu unseren Eltern lässt uns nie los. Ganz egal, wie alt wir werden, ob wir im Job als durchsetzungsstark gelten und die Geschicke ganzer Abteilungen lenken, oder längst eine eigene Familie gegründet haben. Die Beziehung zu den eigenen Eltern bleibt für viele ihr Leben lang ein Punkt, an dem sie besonders verletzlich sind.

Dann stand der Sohn plötzlich wieder vor der Tür

Bei Sabine Böhler und ihrem Sohn gab es vor acht Jahren eine überraschende Wendung. Genauso plötzlich, wie er 13 Jahre zuvor aus dem Leben seiner Mutter verschwunden war, tauchte er eines Tages wieder auf.

"Vor acht Jahren stand er hier vor der Tür, klingelte und ich war im Garten und ich hab gedacht: Ach, das könnt die Stimme deines Sohnes sein. Das war er dann auch und dann: Ja, ich wollte mal gucken, wie es euch geht. Mir geht es gut, ja können wir nicht reingehen – und so. Und es war wirklich eine harmonische Woche, kann ich nicht anders sagen. Ich hab immer wieder versucht, ihn in diese Richtung zu bringen, mal mit mir zu reden. Nein, jetzt ist es zu schön, jetzt will ich nicht. Und dann reden Sie mal mit jemandem, der nicht mit Ihnen reden will. Funktioniert überhaupt nicht. Dann fuhr er, umarmte mich, er liebe mich, er sei ein Idiot und er meldete sich regelmäßig jetzt. Ja, das ist jetzt acht Jahre her."
Psychotherapeutin Dunja Voos erlebt es immer wieder, dass Kontaktabbrüche nicht dauerhaft sind. Solche plötzlichen Sinneswandel, manchmal nach Jahrzehnten des Schweigens zwischen Kindern und Eltern, sind für sie nichts Ungewöhnliches. Auch, wenn die Kinder sich vielleicht noch kurz zuvor um keinen Preis vorstellen konnten, wieder mit ihren Eltern ins Gespräch zu kommen.
"Auch das ist eine Momentaufnahme. Das sagen meine Patienten auch und dann melden die sich aber irgendwann wieder und sagen: Ich hab doch nicht abgeschlossen, weil: Heute war Weihnachten und die Situation war genau wie damals und so und dann fängt es von vorne an. Also der Wunsch ist groß, auf immer damit abzuschließen und das gelingt auf lange Strecken. Aber ich denke, man kann sich nie davor schützen, dass dieses Thema dann und wann wieder auftaucht."

"Liebst du deinen Sohn noch so?"

Doch genauso überraschend wie ihr Sohn aufgetaucht war, verschwand er nach einer harmonischen Woche bei seiner Mutter wieder und ihre Kontaktversuche liefen erneut ins Leere. Dabei hatte es laut Böhler in dieser Woche keinen Streit zwischen Mutter und Sohn gegeben.
"Danach gab es die E-Mail-Adresse nicht mehr, die Telefonnummer gab es nicht mehr. Es wurde alles gestrichen und ich hab zwar eine Adresse, aber ich hab mir gedacht: Jetzt reicht es. Du versuchst gar nichts mehr. Das geht mir einfach zu sehr an die Substanz. Dann sitzt man da und wartet: Schreibt er jetzt? Hat er es gelesen? Liest er es überhaupt? Kommt überhaupt von dem, was du schreibst, was bei ihm an? Ja? Das weiß ich ja nicht. Kann ja auch sein, dass er den Brief direkt wegschmeißt. Also, was das jetzt soll: keine Ahnung, ich weiß es wirklich nicht."
Sabine Böhler hat für sich beschlossen, vorerst keinen Kontakt mehr zu ihrem Sohn aufzunehmen. Zu nervenaufreibend waren die unzähligen Male, in denen sie sich Hoffnung machte, die immer wieder enttäuscht wurde. Zurzeit, so sagt sie es selbst, kommt sie gut damit zurecht. Auch ihre Einstellung gegenüber ihrem Sohn hat sich verändert.
"Ich frag mich das manchmal: Liebst du den noch so? Früher hätte ich gesagt: Natürlich lieb ich den. Heute muss ich wirklich überlegen: Tust du das? Also ich weiß nicht, ob das jetzt so richtig rüberkommt oder ob man denkt: mein Gott, die Rabenmutter. Aber ich frag mich das manchmal wirklich: Dieses bedingungslose Vertrauen oder diese Selbstverständlichkeit, wie man früher miteinander umgegangen ist, die ist weg. Die wird es auch nicht wieder geben. Selbst wenn er jetzt käme und der Kontakt wär regelmäßig – diese Leichtigkeit von früher, die ist für immer weg. Ich weiß nicht, ob ich ihn jetzt reinlassen würde, ich weiß es nicht. Vielleicht würde ich ihm erst eine runterhauen und dann umarmen."
Und Martin Osterberg? Auch er hat sich abgefunden mit dem Status quo in der Beziehung zu seinen Eltern.
"Ich hab mit meinen Eltern eine Ebene gefunden, auf der es so eine Art festgeschriebene Co-Existenz gibt. Wir wissen beide ziemlich genau, was wir voneinander erwarten können. Ich würde sagen, wenn man sie fragt, würden sie sicher sagen: Natürlich lieben wir dich. Aber ihre Vorstellung von Liebe ist halt eine andere, als ich sie habe. Und was ich halt inzwischen sehe, ist, dass sie einfach auch nicht mehr geben können. Die sind so. Ist ja nicht so, dass das Verhältnis meiner Eltern zu anderen Menschen von einer anderen Herzlichkeit geprägt wäre als das zu ihren Kindern. Ich hab mich schon gefragt, warum sie eigentlich Kinder haben. Meine Eltern tun mir inzwischen eher leid, als dass ich ihnen böse bin."

Hinweis: Die Namen Sabine Böhler und Martin Osterberg sind Pseudonyme. Beide Protagonisten möchten nicht erkannt werden.

Wie sagt man Partner Kinderwunsch?

Generell ist Offenheit der richtige Weg. Sprich das Thema konkret an und diskutiere sachlich darüber. Ist dein Partner gegen ein Baby, sprecht gemeinsam über die Gründe. Dabei ist es wichtig, dass du das Thema realistisch angehst.

Was schreibe ich meinem Kind?

Mein liebes Kind, noch bist Du klein und Deine Welt ist in Ordnung, doch wenn Du größer bist, kommen viele Herausforderungen auf Dich zu. ... .
Sei respektvoll! ... .
Sei offen! ... .
Verfolge Deine Ziele! ... .
Hab Vertrauen in Dich selbst! ... .
Tue etwas für Deine Bildung! ... .
Liebe! ... .
In diesem Sinne: Ich liebe Dich, mein Kind..

Warum will ein Mann ein Kind?

Sie freuen sich, gebraucht zu werden und einem kleinen Menschen den Weg ins Leben weisen zu können. "Viele Männer dagegen sagen, dass sie sich ein Kind wünschen, weil es der Beziehung guttut. Sie wünschen sich ein Kind, weil sie glauben, ihre Traumfrau gefunden zu haben", sagt Psychologin Angela Voß.

Was kommt auf einen zu wenn man ein Kind bekommt?

Das Kindergeld wird einkommensunabhängig bezahlt und beträgt für das erste und zweite Kind je 219 Euro monatlich, für das dritte Kind 225 Euro und für das vierte und jedes weitere Kind 250 Euro im Monat. Beantragt wird das Kindergeld bei der Familienkasse der Bundesagentur für Arbeit.